Was wissen die Märchen vom Ursprung des Lebens - was berichten die Völker in ihren Schöpfungsmythen - wie gehen die Märchen mit Schöpfung um, was können wir davon lernen - wie wird in den Märchen die Zukunft erschlossen - reicht unsere Phantasie, die bedrohte Schöpfung zu retten? Das sind Fragen, die ein interkulturelles Ausmaß haben, und so begrenzt sich das Thema nicht auf unser europäisches Märchengut, sondern es öffnet sich zu dem australischer, afrikanischer, altindianischer und asiatischer Völker, ja öffnet sich für das Märchen aller Menschen.
In sechs Abschnitten gehen die Aufsätze des Buches die Themen an: es beginnt mit dem theologisch-mythologischen Aspekt (I), dann folgt der aitiologische, der nach den Ursachen fragt, warum die Welt so ist, wie sie ist (II); es geht weiter um Bedrohung und Rettung der Schöpfung (III), um die schöpferischen Kräfte des Menschen im Märchen (IV) und das Schöpferischwerden durch das Märchen in den Künsten (V); schließlich geht es um die philosophische Durchdringung der Thematik (VI).
"Das Märchen ist der Kanon der Poesie. Alles Poetische muss märchenhaft sein", sagt Novalis, und Friedrich Rückert postuliert:
"Weltposesie allein ist Weltversöhnung!" Gewiss, das ist eine Utopie, aber: richten wir unseren Blick darauf, streben wir sie an.
Erschienen 1993, 243 Seiten